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Solaris 7 für PCs konfigurieren

Ins Maul geschaut

Stephan Dresen

Obwohl das jetzt kostenlos erhältliche Betriebssystem Solaris Plug and Play unterstützt, bleibt einiges zu konfigurieren.

Unterthema: SOLARIS 7 FÜR PC
Unterthema: NETZRELEVANTES
Unterthema: Umstieg auf Solaris 7?

Die frei erhältlichen PC-Unix-Systeme haben Konkurrenz bekommen: Sun Microsystems verlangt seit kurzem nur noch 10 $ plus 26,50 $ fürs Verschicken von Solaris. Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis die Software den Atlantik überquert hatte; der Andrang war zu groß ... Natürlich darf sie, wie bei solchen Angeboten üblich, nicht für den kommerziellen Gebrauch eingesetzt werden.

Langes Warten wurde in diesem Fall belohnt. Denn wer erst ab November 1998 an die Reihe kam, erhielt gleich die neue Version 7. Wirklich ärgerlich ist das für die Solaris-2.6-Besitzer nicht; die Version, die sie in Händen halten, ist kein altes Eisen (siehe Kasten `Umstieg auf Solaris 7?').

Ob Solaris 2.6 oder 7: Es eignet sich für Leute, die bei der Installation wenig basteln und gleichzeitig ein stabiles Unix-System mit all seinen Vorzügen haben möchten. In diesem Bereich stellt Solaris x86 zu Linux eine echte Alternative da. Solaris ab Version 2.6 unterstützt das sogenannte Plug and Play. Abgesehen davon empfiehlt es sich für Nutzer, die ihren PC in ein Netzwerk zusammen mit Sun-Maschinen hängen oder die auf einfache Weise die Vorteile von NIS/NIS+ in ihrem Netz nutzen wollen.

Knackpunkt Hardwareunterstützung

Für Solaris ist keine weitere Festplatte erforderlich. Es läßt sich problemlos auf eine freie Partition neben ein bestehendes Betriebssystem wie Windows NT/95/98 oder Linux installieren. Der Bootmanager von Solaris 7 wird automatisch auf der Festplatte eingerichtet, solange kein anderer vorhanden ist, und läßt beim Booten die Wahl, welches System von welcher Partition starten soll. Das war bei Solaris 2.6 noch anders (siehe oben genannten Kasten).

Hauptproblem beider Versionen ist die lückenhafte Hardwareunterstützung. Im Unterschied zu Linux gibt es erheblich weniger Hardwaretreiber. Die Folge ist, daß es für fast sämtliche moderne Multimedia-Hhardware (3D-Zusatzkarten, Video/TV-Karten, Midi-Hardware, Surround-Sound) keine Solaris-Treiber gibt, doch auch schon bei so weitverbreiteten Karten wie einem ASUS-PCI-SC875-SCSI-Controller versagt das System.

Während Solaris 2.6 diesen Controller nicht erkennt und sich daher auf einem solchen Rechner nicht installieren läßt, behauptet das Setup von Solaris 7, die Karte korrekt identifiziert zu haben. Es läßt einen auch alle weiteren Einstellungen vornehmen, doch sobald das Betriebssystem das erste Mal von CD über den Controller booten möchte, löst es einen Reset aus und die Installation beginnt von vorn. Ähnliches gilt für U-DMA-Geräte.

War bei 2.6 wenigstens ein Minimalhandbuch im Paket enthalten, liegt Solaris 7 keine gedruckte Dokumentation mehr bei, so daß die Feineinstellung der Hardwaretreiber zur reinen `Trial&Error'-Aufgabe wird. Wer also daran denkt, Solaris auf seinem PC zu installieren, sollte vorher die Listen mit den Hardwareanforderungen auf der Sun-Webseite studieren. Ein Blick auf die neuen Listen lohnt sich: Unter http://access1.sun.com:80/drivers/hcl/ findet sich im Verzeichnis 2.6 beziehungsweise 7 ein Verweis auf /oct98/files/c0109.htm.

Auch der Support von Sun ist eine große Hilfe. So kommt es vor, daß sich dort intern der ein oder andere Hardwaretreiber finden läßt oder gar einer speziell für einen Kunden angepaßt wird. Diese Treiber kommen dann meist in einem MSDOS-Archiv und werden zu Anfang des Setup eingebunden.

Hinsichtlich des Plattenplatzbedarfs läßt sich Solaris durchaus mit Linux vergleichen. Wer etwa die gesamte Solaris-7-Distribution auf seiner Festplatte unterbringen will, braucht dafür 810 MByte, Entwickler müssen mit 763 MByte rechnen, der normale Endverbraucher kommt mit 454 MByte aus, und der reine Core belegt 205 MByte. Zusätzlich gilt natürlich, daß mindestens 50 Prozent mehr an Plattenplatz vorhanden seien sollte, damit genügend Freiraum für die Arbeit bleibt.

Im Gegensatz zu Windows NT findet die Partitionierung der Platte während der Installation statt, und Solaris schlägt für die verschiedenen Bereiche unterschiedliche Partitionsgrößen, abhängig von der Gesamtgröße der Platte, vor.

Plattenplatz und Partitionierung

Wie bei Unix-Systemen üblich bekommt der Rechner für das Auslagern von Speicher auf die Festplatte seine eigene Partition (Swap). Im Gegensatz etwa zu Linux benutzt Solaris tmpfs, das heißt, das /tmp-Verzeichnis und der swap-Bereich teilen sich einen gemeinsamen Platz auf der Festplatte (dieser sollte zwischen 80 und 256 MByte umfassen). Der dafür von Solaris vorgeschlagene Wert ist meist zu knapp bemessen. /var kann man zunächst der root-Partition zuschlagen; bei Bedarf kopiert man es in eine andere Partition und verweist darauf mit einem symbolischen Link.

Vor der Partitionierung muß der Anwender das Setup richtig zum Laufen bringen. Die in Java programmierten Routinen lassen sich - wenn ein entsprechendes Laufwerk zur Verfügung steht - von CD starten. Ansonsten ist Booten von der Diskette erforderlich, mit anschließender Installation über einen per Netz erreichbaren Computer mit CD-ROM. Danach gibt es zwei Wege zum Ziel: der interaktive, in dem die Parameter über OpenLook abgefragt werden, oder der modernere, aber keineswegs bessere webbasierte Weg über die Konfiguration mittels Browser.

Theoretisch sollte der webbasierte Weg offen sein, in der Praxis schlug das fehl. Trotz mehrfacher Anläufe sprang Solaris jedesmal wieder mit Fehlermeldungen auf den klassischen Setup-Weg im OpenLook zurück.

Der Konfigurationsassistent im Setup prüft, wie bei Plug and Play gewohnt, als erstes die Hardware und schlägt eine Liste von Treibern vor. Dabei erkennt er mehr Hardware als der von 2.6. (ISA PnP Bios, Soundblaster-Karte, ...). An einer Stelle schießt er über das Ziel hinaus und behauptet, bei der deutschen Tastatur könne es sich nur um eine englische handeln.

Sinnvoll ist zunächst, das System mit minimaler Konfiguration und nur unbedingt notwendigen Treibern zum Laufen zu bringen und erst später zusätzliche zu installieren oder einen Treiber gegen eine bessere Version auszutauschen. Ein Beispiel dafür ist, daß Solaris zwar die ATI RagePro erkennt, aber nicht feststellt, welche der RagePro-Karten dahintersteckt. Für den Anfang reicht das, der exakt richtige Treiber läßt sich später ohne Probleme nachinstallieren (Escape beim Booten drücken).

SCSI-Standardeinstellungen sind in /etc/vold.conf eingetragen und dort zu modifizieren. Für Anwender, die viel mit der Kommandozeile arbeiten, ist es unter Umständen sinnvoll, den Volume Daemon im /etc/init.d/volmgt-Script nach der Installation vollständig auszukommentieren, um nicht ständig die Fehlermeldung `device is busy' zu erhalten.

Grafikkarten, Euro, Netzanbindung

Bei der Einstellung von Grafikkarte und Monitor hilft ein kleiner Trick. Am Ende des Update-Readme (2.6) steht eine lange Liste mit Monitoren verschiedener Hersteller und den Einstellungen, um das Optimum herauszuholen. Grundsätzlich sollte keine Auflösung kleiner als 800 x 600 gewählt werden, sonst ist mit CDE kaum noch etwas anzufangen.

Trotz der angedrohten bis zu 5 Prozent Performance-Einbuße sollten sich Anwender für den ISO-Zeichensatz entscheiden und dabei die deutschen Einstellungen wählen (wie Sun die 5 % berechnet hat, bleibt ein Rätsel).

Im Vergleich zu 2.6 taucht bei Version 7 hier die erste sichtbare Erweiterung auf: Der neue deutsche Euro-Zeichensatz (ISO 8859-15-Euro). Dieser an einigen Stellen modifizierte ISO-8859 beherrscht das Zeichen für die neue Währung Euro. Nach der Installation ist er zwar auf der Festplatte vorhanden, aber nicht als default-Zeichensatz angelegt. Das ist trotz Setup nachträglich per Hand zu tun.

Wer über ein NIS(+)-Netz verfügt, hat mit den entsprechenden Einstellungen kein Problem, alle anderen müssen diverse Eintragungen vornehmen. Wenn DNS zum Auflösen der Domain-Namen dient, muß es nach der fertigen Installation von Hand korrekt in /etc/resolv.conf und nsswitch.conf eingetragen werden. Eventuell ist es notwendig, mit route die korrekten Routings nachzubessern und, wenn vorhandenen, in /etc/resolv.conf Secondary Nameserver einzutragen.

Mit sys-unconfig läßt sich der Computer umkonfigurieren; allerdings muß man ihn anschließend neu booten. Die Netzwerkeinstellungen per Hand zu ändern, ist ebenfalls möglich. Dafür sind einige Dateien zu bearbeiten (siehe `Netzrelevantes').

Schließlich das für UltraSPARCs eigentlich Neue: die 64-Bit-Unterstützung. Solaris 7 kennt in seiner x86 Version (wie bei alten SPARCstations) keine 64-Bit virtuellen Adressen - wie auch - bei für 32-Bit ausgelegter Hardware. Derzeit sollte das neue Betriebssystem aber die von Intel entwickelte Extended Server Memory Architecture unterstützen und damit auf PentiumPro, Pentium II, Xeon bis zu 64 GByte mit 36 Bit im physikalischen Arbeitsspeicher adressieren können.

Beim Festlegen des Plattenlayouts (Aufbau, Größe und Mount-Punkte der einzelnen Partitionen) ist die Autolayout-Funktion zunächst hilfreich. Doch danach sollten von Hand die Partitionsgrößen noch angepaßt werden. Wer mit seinem Computer viel arbeiten möchte, ist gut beraten, dem /opt-Baum eine eigene Partition mit genügend Platz für Fremdsoftware zu gönnen.

Bleibt die Frage, wie sich Zusatzkarten, die nicht richtig erkannt wurden, nachträglich einbinden lassen. Es steht immer der Weg offen, mittels touch /reconfigure; reboot das System zu einem neuen Hardwareerkennen zu zwingen. Ähnlich dem Hardwaremanager bei Windows klappt das aber selten. Ansonsten hilft nur Handarbeit.

Noch einige Kleinigkeiten, die gleich zu Anfang auffallen: Im Gegensatz zu Solaris für SPARCstations unterstützt die x86-Variante keinen Powermanager. Daher sollte man, wenn möglich, dieses Feature auch auf seiten der Hardware abstellen.

Besonders gelungen ist der Installations-/Paketmanager, mit dem sich ohne Einschränkungen Softwarepakete einrichten und spurlos desinstallieren lassen. Da Programme wie GNU Utilities oder die bash als Shell nicht vorhanden sind, muß man sie nachträglich aus dem Internet besorgen. Dazu gibt es vorkompilierte Versionen auf dem Aachener Server http://sunsite.Informatik.rwth-aachen.de/solarispkg/i86pc/.

Bis das System einigermaßen läuft und alles nach Geschmack eingerichtet ist, sind insgesamt etwa vier bis acht Stunden nötig. Davon sind 40 bis 60 Minuten reine Installationszeit. Für das Update eines Systems verlängert sich die Installationszeit auf bis zu bis vier Stunden, da Solaris die alten Konfigurationen für die neuen Produkte übernimmt und nicht einfach alles neu schreiben kann. (hb)

STEPHAN DRESEN

ist Webmaster des dpunkt-Verlags (Hüthig) und Leiter online Medien bei Wild-Projects GmbH, Mannheim.

Literatur
[1] Ulrich Eickhoff; Betriebssysteme; Der große Sprung; Solaris 7: die 64-Bit-Ausgabe; iX 12/98 S. 89 f.

Kasten 1


SOLARIS 7 FÜR PC

Bestelladresse

http://www.sun.com/developers/solarispromo.html#order

Weitere URLs

http://www.heise.de/ix/urls/9902.shtml

Platzbedarf

Minimum: 205 MByte

Voll: 810 MByte

Kasten 2


NETZRELEVANTES

DateiInhalt
/etc/nodenameName des Rechners
/etc/hostsIP-Adresse
/etc/hostnamehostname
/etc/hostname.le0Backup der hostname-Datei
/etc/nsswitch.confAuflösung von Rechnernamen
/etc/resolv.confmuß Angaben zum DN-Server enthalten
/etc/defaultrouterAdresse des Default-Router
/etc/netmasksNetzmaske
/etc/net/ticlts/hosts, /etc/net/ticots/hosts, /etc/net/ticotsord/hosts Angaben für das `streams-level loopback interface'

Kasten 3


Umstieg auf Solaris 7?

Sun begründet den Zahlenzauber des Versionssprungs 2.6 auf die magische Sieben damit, daß das neue Betriebssystem auf UltraSPARC-Maschinen eine hybride 64-Bit-Architektur besitzt und damit neben 32-Bit- auch 64-Bit-Anwendungen zuläßt. Solaris 2.6 hat nur einen 64-Bit-File-Offset.

So spektakulär diese Entwicklung sein mag, für PC-Besitzer bringt das nichts. Ein Rückschritt ist bei Solaris 7 die fehlende gedruckte Dokumentation. Verschickte Sun 2.6 noch mit Handbüchern, Installationsleitfäden, einer Dokumentations-CD, einer CD für das Update und einer für die Vollversion der PC-Variante, kommt die aktuelle Version 7 mit knapp zwei Seiten deutscher Installationsanleitung, einer Dokumentations-CD sowie einer CD mit der Vollversion von Solaris 7 für PCs und SPARC.

Die Vorteile von Solaris 7 für den PC-Besitzer liegen in anderen Bereichen:

Solaris 2.6 klemmte sich hartnäckig in den Master Boot Record (MBR) fest, so daß es sogar nach dem Entfernen des SunOS noch Probleme bei der Neuinstallation von Solaris 7 oder eines anderen Betriebssystems gab. Diese Unart hat Sun abgemildert. So war bei 2.6 eher davon abzuraten, SunOS neben einem bestehenden zweiten Betriebsystem (etwa Windows NT) zu installieren, auch wenn dazu eine Anleitung der Packung beilag.

Ein weiterer Vorteil der neuen Version macht sich bei Computern mit seltenerer Hardware bereits beim Setup positiv bemerkbar. Die Chance, daß sich das Betriebssystem wegen nicht vorhandener Treiber nicht auf Anhieb installieren läßt, ist erheblich geringer geworden. Dennoch war es auch schon unter 2.6 möglich, die meiste Hardware, die Version 7 ohne Probleme erkennt und einbindet, mit zusätzlichen Treibern aus dem Internet und/oder mit Hilfe der Support-Hotline zu benutzen. Zusatzkarten wie eine Soundblaster-Karte bindet V. 7 auf Anhieb korrekt ein.

Wer Solaris 7 erfolgreich neben Windows 95 oder NT installiert hat, kann sich darüber freuen, daß er die FAT-32-Partition in seinen Verzeichnisbaum einbinden kann (mount -F pcfs /dev/dsk/c0t6d0p0:C /mnt/win95, wobei c0 für den Diskcontroller 0 steht, t6 fürs Target (SCSI-ID), d0 für Drive 0 (wie immer bei SCSI) und p0 für die Ziel-Partition.

Vorteile von Solaris 7, wie mehr und neuere Softwarepakete, und bessere Hardwareunterstützung bringen einen Nachteil mit sich - die Größe (siehe S. 133). Daß die Werte bei Solaris 2.6 höher als die im Handbuch angegebenen sind, ist eine der Überraschungen, die die Installation mit sich bringt.

Daß neuen Betriebssystemversionen aktuellere Komponenten beiliegen, sollte selbstverständlich sein. So hat Solaris 7 neue Versionen von sendmail (8.9.1b), CDE (1.3) und bind (8.1) beigefügt. Ein abgespeckter Veritas Volume Manager gehört genauso zum Softwarepaket wie eine Palette von Java-basierten Anwendungen. SGML-Freunde dürften ihre Freude an den Help-Files haben, die statt in nroff nun in SGML vorliegen. All das galt für 2.6 nicht, und wer darauf Wert legte, sollte nachbestellen. Alle anderen können mit Solaris 2.6 genauso glücklich werden